Die Domestikation der Wölfe hat nicht nur ihr Verhalten, sondern auch ihre Physiologie grundlegend verändert. Katzen durchliefen diesen Prozess ohne direktes Zutun des Menschen. Und, wie Wissenschaftler heute zugeben, könnte etwas Ähnliches mit den alten Elefanten passiert sein – sie wurden eindeutig domestiziert, aber nicht von Menschen.
Grundsätzlich ist Domestikation ein Prozess der künstlichen Auswahl der Mitglieder jeder Generation von Tieren, die die besten Kriterien für menschliches Leben erfüllen. Ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Limor Raviv vom Max-Planck-Institut ist der Ansicht, dass afrikanische und asiatische Elefanten alle Merkmale einer schrittweisen “Domestizierung” aufweisen.
Elefanten, so betonen Wissenschaftler, unterscheiden sich von anderen Tieren durch ihre hohen sozialen Fähigkeiten: Sie kümmern sich um den Nachwuchs anderer Gruppenmitglieder und trauern bei Unglücksfällen. Auch physiologisch machen sich Veränderungen bemerkbar – ihre Kieferknochen wurde im Laufe der Jahrtausende kleiner.
Der Prozess der “Domestizierung” wurde jedoch nicht vom Menschen eingeleitet. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich Elefanten paradoxerweise selbst domestiziert haben. Die Frage ist, warum sie das getan haben, denn Elefanten kommen nicht oft mit Menschen in Kontakt.
“Wir gehen davon aus, dass dieser Prozess schon vor sehr langer Zeit begonnen hat. Möglicherweise, und das ist nur eine Hypothese, sind Elefanten irgendwann in der Vergangenheit engere soziale Bindungen mit Menschen eingegangen. Das könnte den Prozess der so genannten Selbstdomestizierung ausgelöst haben”, erklärt Limor Raviv.
Nicht alle Wissenschaftler stimmen dieser Theorie zu. Viele halten schon den Begriff für unglücklich und glauben, dass das Verhalten und die Physiologie der Elefanten durch andere Faktoren verändert worden sein könnten.