Die Reptilien scheinen sich harmonisch in das extrem giftige Wasser des Flusses Tarcoles einzufügen.
Jahrzehnte der Jagd und des Verlusts von Lebensräumen haben Krokodile in einer äußerst gefährdeten Position zurückgelassen – laut der International Union for Conservation of Nature (IUCN) gibt es nur noch etwa 5.000 Krokodilarten auf der Welt, die in 18 Ländern leben.
Das scheinbar extrem giftige Wasser des Flusses Tarcoles, in den täglich Abwässer und Müll aus den Häusern und Fabriken von San Jose fließen, kann kaum als der beste Zufluchtsort für eine gefährdete Spezies bezeichnet werden. Das glauben die mittelamerikanischen Krokodile jedoch nicht – sie haben sich in den Gewässern des Flusses, der als einer der am stärksten verschmutzten Flüsse Mittelamerikas gilt, fest etabliert und scheinen sogar zu gedeihen.
Experten zufolge leben hier etwa zweitausend amerikanische Krokodile, die es unerklärlicherweise geschafft haben, sich an das Leben in giftigen Gewässern anzupassen. Frühere Analysen haben gezeigt, dass es im Wasser des Flusses Tarcoles etwa 150 verschiedene Bakterienarten gibt. Darüber hinaus wurden darin auch Schwermetalle, Nitrite, Nitrate und eine große Menge menschlicher Ausscheidungen gefunden. All dies hatte jedoch keinen Einfluss auf das Leben der Reptilien.
Laut Ivan Sandoval, Biologe an der National University of Costa Rica, erholt sich die Krokodilpopulation in Costa Rica seit den 1980er Jahren allmählich. Heute findet man in den örtlichen Gewässern gesunde und starke Individuen, die sich in der Sonne aalen und sich ernähren Fische, die durch den Kanal aus dem Meer steigen.
Laut dem Biologen sind diese Raubtiere „lebende Fossilien“, die selbst unter härtesten Bedingungen überleben können. Tatsächlich haben die alten Reptilien „die genetische Lotterie gewonnen“, weil sie Millionen von Jahren lang nichts ändern mussten – „sie sind perfekt konstruiert“.
Es sollte beachtet werden, dass Flusskrokodile eine lokale Attraktion sind – Hunderte von Touristen strömen jedes Jahr hierher, um diese großen Raubtiere mit eigenen Augen zu sehen. Einheimische bieten Bootstouren an, damit Touristen die Reptilien näher betrachten können, und einige füttern sogar Krokodile, obwohl dies strengstens verboten ist.
Sandaval schlägt vor, dass dies in Zukunft zu einem Problem werden könnte. Der Biologe glaubt, dass sich die Reptilien mit der Zeit an Menschen gewöhnen werden, was ihren Lebensstil erheblich beeinflussen wird.