Hoch in den Schweizer Alpen, auf fast 3.500 Metern, liegt das Jungfraujoch, der höchstgelegene Bahnhof Europas, ein Wunderwerk menschlicher Ingenieurskunst, das seit mehr als einem Jahrhundert in Betrieb ist.
Der Zug scheint nicht das beste Verkehrsmittel zu sein, um den Berg zu erklimmen, aber die Schweizer sehen das anders und haben dafür auch Beweise. Ende des 19. Jahrhunderts begannen sie mit der Arbeit an einem Projekt, das seinesgleichen sucht: der Jungfraubahn, einer steilen Bahn über die Berner Alpen zum “Gipfel Europas”.
Und am Ende der Jungfraubahn bauten sie das Jungfraujoch, einen imposanten Bahnhof auf einem Felsen zwischen den über 4000 Meter hohen Bergen Jungfrau und Mönch. Heute ist das Jungfraujoch offiziell der höchstgelegene Bahnhof Europas und eine der beliebtesten Touristenattraktionen der Schweiz.
Im Jahr 1862 bestieg erstmals ein Mensch den “Sattel” des Jungfraujochs in den Berner Alpen, als es einer Gruppe englischer und schweizerischer Bergsteiger gelang, diesen zu Fuß zu erreichen. Dies war eine historische Leistung, doch nur wenige Jahrzehnte später schlug der Schweizer Industrielle Adolf Geyer-Zeller den Bau einer Eisenbahn zum Jungfraujoch vor.
So etwas war noch nie diskutiert, geschweige denn in Angriff genommen worden, und doch gab die Regierung grünes Licht für das Projekt Jungfraubahn. In den folgenden 16 Jahren schufteten Hunderte von Arbeitern in den Alpen, stürmten die Berge und sprengten Tunnel mit Dynamit. Es wird berichtet, dass während der Bauarbeiten 30 Menschen starben.
Auf dem Papier schien die Jungfraubahn ein Ding der Unmöglichkeit, doch 1912 wurde sie eröffnet und ist seither ganzjährig in Betrieb. Statt in die Fussstapfen der wagemutigen Bergsteiger zu treten, die als Erste das Jungfraujoch bezwungen hatten, konnte man nun einfach mit dem Zug in 30 Minuten zum höchstgelegenen Bahnhof Europas fahren und eine der schönsten Berglandschaften der Welt bewundern.
Die eindrucksvolle Bahnstrecke beginnt in Kleine-Scheidegg auf 2060 Metern über Meer und führt über 9,3 Kilometer bis auf 3454 Meter hinauf. Die Fahrt beginnt unter freiem Himmel, doch schon bald erreicht der Zug einen langen Tunnel, der vor über 100 Jahren in den Berg getrieben wurde. Einige Abschnitte des Tunnels sind mit Panoramafenstern ausgestattet, durch die die Fahrgäste das umliegende Alpenparadies bewundern können.
Die Zugfahrt zum “Gipfel Europas” ist beeindruckend, aber für viele ist der Bahnhof Jungfraujoch auf dem Gipfel der Höhepunkt der ganzen Reise. Das Wetter auf dem Jungfraujoch ist unberechenbar und kann sich innerhalb von Minuten dramatisch ändern, aber wer das Glück hat, an einem klaren Tag die Aussichtsplattform zu erreichen, wird mit einem Bergpanorama belohnt, das seinesgleichen sucht: Rund 200 Gipfel sind in allen Himmelsrichtungen zu sehen.
Ein Ausflug zum höchstgelegenen Bahnhof Europas ist zwar nicht ganz billig (ca. 245 $), aber es lohnt sich.