Zum Leidwesen des Gespenstschrecks hat dieser Parasit eine Vorliebe für seine Larven, stiehlt deren Körper und ernährt sich monatelang unterirdisch von ihnen, bevor er sie an die Oberfläche befördert und dort tötet.
Die Natur auf unserem Planeten mag schön sein, aber sie ist auch extrem grausam. Zum Beispiel dieser parasitäre Pilz, der die Larven von Gespenstschrecken frisst, sich monatelang unterirdisch von ihnen ernährt und sie dann an die Oberfläche schickt.
Es handelt sich um den Himalaya-Raupenpilz (Ophiocordyceps sinensis), auch bekannt als der wertvollste Parasit der Welt oder der Pilz, der Raupen in Zombies verwandelt. Der Parasit nistet sich in den Larven von Geisterfaltern ein, die er im Sommer infiziert, wenn die Raupen noch unter der Erde sind. Dann entführt und versklavt er ihre Körper und frisst sich in den folgenden Monaten langsam durch seinen Wirt, bis er die Zombie-Raupen an die Erdoberfläche schickt, wo er ihnen den Fruchtkörper aus dem Kopf stößt und sie tötet.
Dieses tödliche Duo ist in Tibet und China sehr bekannt und trägt dort sogar den poetischen Namen “Winterwurm, Sommergras”. Das liegt daran, dass der Pilz für den Menschen oberflächlich wie ein aus dem Boden wachsender Pflanzenstängel aussieht. Doch die Einheimischen haben längst gelernt, den Pilz zu identifizieren – seine Beliebtheit und sein Preis sind dafür verantwortlich.
Der kostbare Parasit ist in China auch als “weiches Gold” bekannt, wo ein Kilogramm des Pilzes zwischen 20.000 und 40.000 US-Dollar einbringen kann. Findet man jedoch ein besonders großes Exemplar von Ophiocordyceps sinensis, kann es bis zu 140.000 Dollar einbringen. In seiner Fähigkeit, andere Lebewesen zu versklaven, ist der Pilz zwar nicht einzigartig, aber doch etwas Besonderes.
Im Jahr 2013 untersuchten Wissenschaftler Ophiocordyceps sinensis und stellten fest, dass er rund 30 bioaktive Substanzen enthält:
- Anti-Arteriosklerose-Eigenschaften;
- antidepressive Eigenschaften;
- Eigenschaften gegen Osteoporose;
- photoprotektive Eigenschaften;
- Vorbeugung und Behandlung von Darmerkrankungen;
- Steigerung der Ausdauer;
- Verbesserung des Gedächtnisses.
Dieser sehr teure Parasit wird seit 700 Jahren in der traditionellen Medizin verwendet, und der Markt für diesen Pilz ist nach wie vor groß. In den letzten Jahren ist der Pilz jedoch aufgrund von Übernutzung, Lebensraumzerstörung und Klimawandel selbst zu einer bedrohten Art geworden.
Forscher gehen davon aus, dass weitere Klimaveränderungen und die globale Erwärmung die Existenz des wertvollsten Parasiten der Welt bedrohen. Untersuchungen zeigen nämlich, dass er unter kälteren Bedingungen produktiver ist und Lebensräume mit Permafrost bevorzugt – zumindest für einen Teil des Jahres.